Pop-Up-Camping, Landvergnügen und weitere Trends
Immer mehr Anbieter vermitteln kleine Stellplätze an ungewöhnlichen Orten – das beste haben wir für euch zusammengefasst
Immer mehr Anbieter vermitteln kleine Stellplätze an ungewöhnlichen Orten – das beste haben wir für euch zusammengefasst
Die Corona-Pandemie hat unser Leben völlig auf den Kopf gestellt – fast nichts ist mehr so, wie es mal war. Fernreisen sind sehr umständlich geworden oder sogar komplett verboten. Die Urlaubssaisons 2020/21 hat gezeigt, dass der Urlaub “zu Hause” immensen Zuspruch gewonnen hat. Viele Campingplätze waren schon vor der Saison ausgebucht, einige Küstenorte mussten mitunter die Zufahrtsstraßen wegen Überfüllung schließen.
Dem Hamburger Chef einer Eventagentur Jobst Paepcke kam angesichts der Nachrichten von völlig überfüllten Touristenorten, ausgebuchten Campingplätzen und der Absage der gesamten Festivalsaison eine einfache und gleichzeitig geniale Idee. Er kontaktierte Betreiber von Großveranstaltungsflächen, auf denen in den Sommermonaten normalerweise Festivals stattfinden, ob sie ihre Flächen auch für Camping bereitstellen würden. Und schlug so zwei Fliegen mit einer Klappe: Das Angebot an Stellplätzen wurde ausgeweitet und die Betreiber der Flächen konnten trotz der Veranstaltungsabsagen etwas Geld verdienen.
Los ging es am Pfingstwochenende mit einem Pop-up-Stellplatz für 45 Camper in der Lüneburger Heide, der aufgrund der eigentlichen Nutzung für ein Festival sogar Sanitäranlagen und Wifi im Angebot hatte. Es wurde stets darauf geachtet, dass alle Corona-Auflagen erfüllt wurden. Die einzelnen Stellplätze wurden mit Kreide eingezeichnet und waren groß genug, um ausreichend Abstand zu anderen Campern halten zu können. Auch der Checkin erfolgte kontaktlos, Rezeption und Restaurant gehörten hier nicht zum Konzept. Das Angebot richtete sich zunächst an Selbstversorger, die in ihren Campermobilen eine “Vollausstattung” haben. Wer aber die extra Prise Komfort wollte, konnte sich eine Komposttoilette buchen, die zur exklusiven Nutzung neben dem Fahrzeug platziert wurde.
Die Idee fand schnell großen Anklang und so schlossen sich u.a. der Besitzer einer Burg, ein Betreiber von Freizeitparks, aber auch Privatleute mit Platz auf ihren Grundstücken der Idee von Paepcke an und boten Pop-up-Camps an. Auf der Seite popupcamps.de wurden die Plätze gelistet und so für das Camping-Publikum zugänglich und unkompliziert buchbar gemacht.
Die Vorteile dieser neuen Art des Campings liegen auf der Hand. Die Plätze befinden sich häufig abseits der Massen in naturnaher Umgebung und laden ein, neue Orte zu entdecken. Sie bieten in der Regel keine oder nur wenig klassische Infrastruktur wie Sanitäranlagen und können so mit naturbelassenem Charme überzeugen. So wird der Traum vom Wildcampen (fast) real, ganz legal und entspannt.
Einen kleinen Nachteil gibt es allerdings für Reisende mit Zelt. Da nicht überall Sanitäranlagen vorhanden sind, dürfen viele Plätze ausschließlich von Campern mit Sanitärausstattung besucht werden. Mit unserem Traveler ist das kein Problem, denn eine kleine Nasszelle inklusive Toilette ist mit an Bord.
Doch nicht nur popupcamps hatte diese Idee – immer mehr Plattformen bieten alternative Stellplätze an, auf denen man teilweise kostenlos, teilweise gegen kleines Entgelt campen darf.
So haben die Gründer von hinterland.camp unter dem Motto “Airbnb für Camper und Abenteurer” eine Plattform geschaffen, auf der du ganz besondere Stellplätze für die Übernachtung in der Natur findest. Dabei handelt es sich überwiegend um Plätze bei Privatleuten, auf denen du abseits der Massen ohne viele andere Menschen das Hinterland genießen kannst. Du kannst zum Beispiel im Garten eines Ritterguts oder auf einem Bio-Bauernhof campen. Aber auch Übernachtungen auf einem Segelboot auf einem brandenburgischen See oder in einer Blockhütte im Saarland gehören zum Angebot.
Da ist bestimmt auch was für dich dabei und du hast die Möglichkeit, im Urlaub ganz neue Orte in Deutschland zu entdecken, von denen du vorher vielleicht gar nicht geahnt hättest, dass es sie gibt – nah, nachhaltig und naturverbunden.
Home Camper ist ein Plattform, gegründet in Frankreich, die schon seit 2013 ein ähnliches Konzept verfolgt und mittlerweile über 30.000 Stellplätze in Parks, Gärten und auf Privatgrundstücken in fast ganz Europa anbietet. Da sich viele der Plätze in Frankreich befinden, ist es gerade für Urlauber dort eine gute Plattform. Aber auch bei Reisen in alle anderen europäischen Länder lohnt sich ein Blick auf die Seite, denn nach eigenen Angaben gibt es Gastgeber*innen in 42 Ländern.
Wenn du Urlaub den deutschen, österreichischen oder Schweizer Alpen machen möchtest, kannst du mal auf der Plattform von mycabin.eu nach Übernachtungsplätzen schauen. Die Gründer und Gründerinnen wollen sich aktiv an der Mitgestaltung der Zukunft der Alpen beteiligen und den sanften, naturverbundenen Tourismus fördern. Hier stehen Minimalismus, Nachhaltigkeit und Entschleunigung ganz klar im Fokus.
Die Plattform Campspace wurde in den Niederlanden gegründet, vermittelt aber mittlerweile Stellplätze im Grünen in ganz Europa und der Welt, wie auch die App VanlifeLocation.
Du wolltest schon immer mal auf dem Bauernhof übernachten? Morgens vom krähenden Hahn oder muhenden Kühen geweckt werden und echte Landluft schnuppern? Dann ist Landvergnügen bestimmt das Richtige für dich. Nach Erwerb der Jahresvignette für 49,90€ bekommst du einen Stellplatzführer und Zugang zur App. Dort kannst du aus über 1000 Höfen den passenden für dich auswählen, auf dem du für 24 Stunden kostenlos stehen darfst. Landvergnügen möchte dabei mehr als nur ein Stellplatzführer sein und hält alle Gäste an, sich bei den Gastgeber*innen vorzustellen, mal hinter die Kulissen zu blicken und dabei das Hofleben und die Produktion regionaler Köstlichkeiten mitzuerleben.
Diese Art zu reisen gibt es auch in anderen Ländern. In Italien bietet Agricamper ein ganz ähnliches Konzept, in Dänemark heißt es Pintrip, in Frankreich France Passion und in den Niederlanden SVR. Weitere Anregungen findest du auch in unserem Kapitel zum Thema Camping Abseits der Massen.
Wenn du am liebsten deine ganz eigenen Übernachtungsplätze finden möchtest und auf Infrastruktur ganz verzichten kannst, bietet sich das sogenannte Wildcampen an. Sprich, du parkst und übernachtest da, wo es dir gefällt. Dabei gibt es allerdings einiges zu beachten, denn in vielen Ländern ist es grundsätzlich verboten oder nur unter Einhaltung bestimmter Regeln erlaubt. Alle wichtigen Informationen findest du dazu in unserem Artikel zum Thema Wildcampen.
Wie nicht anders zu erwarten, gibt es aber auch zu diesem Thema einige Apps, über die du Orte in der freien Natur finden kannst. Häufig werden diese von abenteuerlustigen Campern ausfindig gemacht, an die Plattformen übermittelt und so für alle Natur- und Camping-Liebhaber zugänglich. Besonders eignen sich die Apps park4night, Stellplatzführer oder campercontact, die neben kostenpflichtigen Stellplätzen auch viele kostenlose Plätze in der Natur oder auch Stadtnähe in ganz Europa verzeichnet haben. Stellplätze lassen sich in den Apps ganz einfach per Umkreissuche um deinen aktuellen Standort finden oder durch Scrollen auf der Karte. Wenn du auf deiner Reise einen tollen Platz gefunden hast, der noch nicht verzeichnet ist, kannst du dir z.B. bei park4night einen eigenen Account anlegen und diesen Platz anderen Campern empfehlen.
Fünf wichtige Grundregeln beim Wildcamping
Solltest du dich für Wildcamping entscheiden, sei es nur eine Nacht oder länger, beachte immer diese fünf Grundregeln:
- Verhalte dich unauffällig und lenke nicht die Aufmerksamkeit auf dich.
- Verzichte auf offenes Feuer.
- Verweile nur kurz und breite dich nicht zu sehr aus.
- Hinterlasse den Ort mindestens so sauber, wie du ihn vorgefunden hast.
- Sei freundlich, empathisch und zeige Respekt gegenüber der Natur und den Menschen, die dir begegnen und sich unter Umständen von dir als Wildcamper gestört fühlen.
Wenn du diese Regeln beachtest, deinen Platz mit Bedacht auswählst und dich respektvoll verhältst, steht dir einem aufregenden Abenteuer in der Natur nichts mehr im Wege!
Wie du siehst, gibt es Unmengen an Alternativen zu klassischen Campingplätzen, wenn man weiß, wie man sie finden kann. Je nachdem worauf du Lust hast, hast du also ganz unterschiedliche Möglichkeiten, deinen Urlaub im Campervan zu verbringen, wenn es nicht unbedingt der klassische Campingplatz sein soll.
Wenn du Fragen hast, kannst du uns natürlich immer gerne ansprechen. Und natürlich kannst du uns auch gerne von deinen Erfahrungen erzählen, wir lieben es, Vanlife-Geschichten aus erster Hand zu hören! Schick uns gerne deine eigenen Tipps, Geschichten und Bilder und vielleicht werden sie schon bald auf unserer Seite veröffentlicht. Wir bedanken uns mit einer kleinen Überraschung von VANTOPIA bei dir!